Warum wurden Pläne für eine neue 380-kV-Leitung verheimlicht? | Aktuelles / Termine |
Stellungnahme der Osttiroler Bürgerinitiativen | 13.9.2003 |
380-kV-Leitung Cordignano-Lienz | |
Stellungnahme zur Verbindungsleitung Lienz (AT)-Cordignano (IT) - Ausbau auf 380 KV und gegen deren Eintragung in die transeuropäischen Netze der Europäischen Union |
European Commission
Directorate-General for Energy and Transport
TEN-E Revision
Office: DM 24 7/16
Contact person: Martine Genoux-Stawiarski, Tel.: 0032-2-295.48.63
B - 1049 Brussels
Belgium
Betrifft:
Stellungnahme zur Verbindungsleitung Lienz (AT)-Cordignano (IT) - Ausbau auf
380 KV und gegen deren Eintragung in die transeuropäischen Netze der
Europäischen Union.
Sehr geehrte Damen und Herren !
Die Europäische Kommission gibt Interessenvertretern und interessierten Gruppen
die Gelegenheit zu Stellungnahmen bezüglich der TEN-E-Revision. Deshalb möchten
wir Ihnen die Stellungnahme der Osttiroler Bürgerinitiativen
Arge Stop Transit
,
Kulturinitiative Gegenverkehr Lienz
, Alpenverein Sektion Lienz,
Verein Trikont
, Bürgerinitiative Kinigat-Kartitsch, Frauen gegen Transit, Aktion
Umweltgespräche, Verein Lebenswertes Pustertal
zum geplanten
380-KV-Ausbau der Verbindungsleitung Lienz (AT)-Cordignano (IT)
übermitteln.
Dabei beziehen wir uns auf die ENTSCHEIDUNG Nr.1229/2003/EG DES EUROPÄISCHEN
PARLAMENTS UND DES RATES vom 26.Juni 2003 über eine Reihe von Leitlinien
betreffend die transeuropäischen Netze im Energiebereich:
"(8) Die Bewertung der in Absatz 1 Buchstabe c) genannten wirtschaftlichen
Lebensfähigkeit stützt sich auf eine Kosten-/Nutzen-Analyse,die auch
mittel-und/oder langfristig alle Kosten und jeden Nutzen berücksichtigt, die
mit Umweltaspekten, der Versorgungssicherheit und dem Beitrag zum
wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt zusammenhängen."
Aus folgenden Gründen lehnen wir den 380-KV-Ausbau ab:
Verstärkung des ELEKTROSMOGs: gesundheitliche Schäden von Anwohnern sind nicht auszuschließen, die erst Jahre später sichtbar werden. (Anmerkung 6)
"Heute ist sich die Wissenschaft weitgehend einig, dass Magnetfelder möglicherweise krebserregend sind, und zwar bereits ab Dauerbelastungen von 0,4 MikroTesla." (Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft; Anmerkung 1)
Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft niederfrequente elektromagnetische Felder mittlerweile als "möglicherweise krebserregend" ein. (Anmerkung 2)
Schon die bestehende 380-KV-Leitung führt rücksichtslos an Wohngebieten vorbei. Mit einem Ausbau der Strecke Lienz-Cordignano würde sich die Belastung durch elektromagnetische Felder weiter erhöhen.
Schon jetzt gibt es LÄRMBELÄSTIGUNGEN an der bestehenden 380-KV-Trasse in Osttirol: bei Feuchtigkeit stark störendes Knistern, bei Regen starkes 50Hz-Brummen.
Eine 380-KV-Leitung bringt eine Verschandelung des Landschaftsbildes. Dies beeinträchtigt den Tourismus, der sich in Osttirol auf die noch weitgehend intakte Natur stützt und ein wichtiger Wirtschaftszweig ist.
Der Ausbau der Hochspannungsleitung auf 380 KV ist auch energiepolitisch ein Fehler: Er widerspricht den Grundsätzen einer REGIONALEN ENERGIEVERSORGUNG. Er würde damit Bestrebungen unterlaufen, wie sie durch die Stromerzeugung im Biomasseheizkraftwerk Lienz unternommen werden. Er widerspricht einer Versorgungssicherung durch dezentrale Energie-Erzeugung.
Er widerspricht dem sparsamen, umweltschonenden Umgang mit Energie.
Je weiter der Strom transportiert wird, desto höher sind die Energieverluste
Dagegen würde dieser Leitungsneubau den Transport von Atomstrom fördern.
Die Leitung ist für die Versorgung Österreichs nicht erforderlich. (Österreich-Erzeugung: Jahr 2001 ca. 62 Terra-Watt, Verbrauch ca. 52 Terra-Watt, also 10 Terra-Watt Reserve.)
Der Flächenverbrauch einer 380-KV-Leitung widerspricht einer sinnvollen RAUMORDNUNG. Nur 7 Prozent der Fläche Osttirols sind dauerbesiedelbarer Raum.
Allein in Deutschland sterben jährlich mehrere Tausend Vögel durch Stromschlag und Leitungsanflug. (Anmerkung 3, Anmerkung 4)
"Neben der optischen Belastung wird die Umweltbelastung v.a. durch die
indirekte Flächeninanspruchnahme und die damit verbundenen landschaftlichen und
ökologischen Stör- und Zerschneidefunktionen verursacht.
Hinzu kommt eine starke Bodenbelastung durch Zink im Bereich des Mastfußes,
weil dort der vom Regen abgewaschene zinkhaltige Grundierungsanstrich
eingetragen wird. Die Bildung von Ozon an den Hochspannungsleitungen scheint
zum Waldsterben beizutragen." (Anmerkung 4)
Hochspannungsleitungen bremsen Wachstum von Weizen: zu diesem Ergebnis kommen österreichische Wissenschaftler in einer Feldstudie, die sie im Fachmagazin "Bioelectromagnetics" veröffentlicht haben. (Anmerkung 5)
Daher ersuchen wir die Europäische Kommission eindringlich, vom Ausbau der 380-KV-Leitung Lienz-Cordignano Abstand zu nehmen, diese Leitung aus den transeuropäischen Netzen zu streichen und auch keine EU-Förderungs- und Kreditmittel dafür bereitzustellen.
Anmerkung 1:
"Seit über 20 Jahren besteht der Verdacht, dass Magnetfelder der
Stromversorgung ein Risikofaktor für Leukämie bei Kindern sind. Die
wissenschaftlichen Ergebnisse dazu waren lange Zeit uneinheitlich und liessen
keinen klaren Schluss zu. Im Sinn der Vorsorge hatte der Bundesrat auch für
diese Magnetfelder in der NIS-Verordnung von Ende 1999 einen Anlagegrenzwert
festgelegt. Er beträgt 1 MikroTesla, dies entspricht einem Hundertstel des
Wärmegrenzwertes der WHO. Heute, nicht einmal 2 Jahre nach Erlass der NISV, ist
sich die Wissenschaft weitgehend einig, dass Magnetfelder möglicherweise
krebserregend sind, und zwar bereits ab Dauerbelastungen von 0.4 MikroTesla.
Die Verdachtsmomente haben sich somit bestätigt. Die Schweiz war daher gut
beraten, frühzeitig vorgesorgt zu haben."
(Vortrag Dr. Philippe Roch, Direktor BUWAL Fachtagung SICTA 25. September
2001,
www.umwelt-schweiz.ch/imperia/md/content/buwalcontent/folder/010925sicta/4.pdf
)
Anmerkung 2:
WHO stuft niederfrequente elektromagnetische Felder mittlerweile als
"möglicherweise krebserregend" ein:
"Im Juni 2001 überprüfte eine Arbeitsgruppe wissenschaftlicher Experten die
IARC Studien über die Kanzerogenität (krebserzeugende Wirkung) von statischen
und niederfrequenten elektrischen und magnetischen Feldern. Anhand der
Standardklassifizierung der IARC, die an Menschen und Tieren sowie in
Laborversuchen festgestellte Befunde abwägt, wurden niederfrequente magnetische
Felder aufgrund von epidemiologischen Studien über Kinderleukämie als
möglicherweise krebserregend für Menschen eingestuft."
www.who.int/docstore/peh-emf/publications/facts_press/gfact/gfs263.htm
Anmerkung 3:
"Von Freileitungen gehen verschiedene Gefährdungen für die Avifauna aus. Allein
in Deutschland sterben jährlich mehrere Tausend Vögel durch Stromschlag und
Leitungsanflug. Für einige Vogelgruppen werden Verlustzahlen aufgeführt, in
Rast- und Durchzugsgebieten verunglücken bis zu 700 Vögel pro Jahr und
Leitungskilometer."
(Schumacher, A. (2002): Die Berücksichtigung des Vogelschutzes an
Energiefreileitungen im novellierten Bundesnaturschutzgesetz. Naturschutz in
Recht und Praxis - online 1: 2-12,
www.naturschutzrecht.net/online-zeitschrift/NRPO_Heft1.pdf
)
Anmerkung 4:
Neben der optischen Belastung wird die Umweltbelastung v.a. durch die indirekte
Flächeninanspruchnahme und die damit verbundenen landschaftlichen und
ökologischen Stör- und Zerschneidefunktionen verursacht.
Hinzu kommt eine starke Bodenbelastung durch Zink im Bereich des Mastfußes,
weil dort der vom Regen abgewaschene zinkhaltige Grundierungsanstrich
eingetragen wird. Fernwandernde Vögel können durch Aufprall gegen die Leitungen
getötet werden. Indirekt sind Vögel durch H. durch das Zerschneiden von
Biotopen und Naturschutzgebieten betroffen (Artensterben). Die Bildung von Ozon
an den H. scheint zum Waldsterben beizutragen.
www.umweltlexikon-online.de/fp/archiv/RUBenergie/Hochspannungsleitung.php
Anmerkung 5:
Studie: Hochspannungsleitungen bremsen Wachstum von Weizen
Direkt unter Hochspannungsleitungen liefert Weizen im Schnitt sieben Prozent
weniger Ertrag. Zu diesem Ergebnis kommen österreichische Wissenschaftler in
einer Feldstudie, die sie im Fachmagazin "Bioelectromagnetics" (Band. 24, Ausg.
2) vorstellen.
Die Forscher um den Agrarwissenschaftler und Bodenkundler Gerhard Soja vom
Österreichischen Forschungszentrum (ARC) in Seibersdorf hatten fünf Jahre lang
Versuchsflächen mit einheitlicher Bodenqualität beobachtet. Die Flächen lagen
zwischen zwei und vierzig Meter von einer 380-Kilovolt- Überlandleitung
entfernt. Die Wissenschaftler untersuchten in regelmäßigen Abständen die
Mikroorganismen im Boden und den Ertrag an Korn und Stroh.
Die Versuchsflächen, die den Stromleitungen und ihren elektromagnetischen
Feldern am nächsten lagen, brachten im Durchschnitt sieben Prozent weniger
Kornertrag als die weiter entfernten Felder. In trockenen Jahren war der
Unterschied besonders stark ausgeprägt. Im Vergleich zu natürlichen Einflüssen
wie dem Klima und der Bodenqualität sei die Wirkung der elektromagnetischen
Felder von Stromleitungen allerdings gering, schreiben die Wissenschaftler.
www.wissenschaft.de/wissen/news/174536
Anmerkung 6:
Krebs durch Hochspannungsleitungen
Menschen, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen leben, sind laut einer
britischen Studie krebsgefährdet. Demnach entspreche die Todesrate - vor allem
durch Lungenkrebs bedingt -in etwa der Zahl an Verkehrstoten auf der Insel.
Doch die höheren Krebsfälle befinden sich nur dort, wo der Wind von den
Stromleitungen her weht.
Das Forschungsteam um http://www.bris.ac.uk/Depts/
Medphys/hr/people/Preece_A.htm " Alan Preece vom Krebsforschungs-Institut der
Bristol University hatte die Krebsfälle von Menschen, die maximal 400 Meter von
den Stromleitungen leben, für ganz Südwest-England statistisch ausgewertet.
Laut Peerce ist das Krebsrisiko dort im Durchschnitt 29 Prozent höher als
anderswo.
Da dies nur in Bereichen gilt, wo der Wind von den Hochspannungsleitungen her
kommt, könnte es laut Peerce an so genannten Aerosolen liegen, die sich durch
die elektrischen Felder aufladen. Diese Theorie hatte schon vorher der Physiker
Denis Henshaw von der Bristol University entwickelt. Er hatte herausgefunden,
dass die Stromleitungen die umgebende Luft ionisieren, was die
Luftverschmutzung sehr viel gefährlicher macht. Denn die kleinen Luftpartikel
werden positiv und negativ aufgeladen und mit dem Wind fortgetragen. Wenn sie
dann vom Menschen eingeatmet werden, können sie sich wegen ihrer elektrischen
Ladung viel leichter in der Lunge festsetzen.
www.wissenschaft.de/wissen/news/156389
ec.europa.eu/energy/electricity/infrastructure/doc/com2001_0775de01.pdf 20.12.2001
Entscheidung Nr. 1364/2006/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 6.9.2006 zur Festlegung von Leitlinien für die transeuropäischen Energienetze ec.europa.eu/energy/energy_policy/doc/12_priority_interconnection_plan_annexe_en.pdf 10.1.2007 Neue Energiepolitik für ein besseres Klima? 9.2.2007 |
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