12.8.2000: Feuer in den Alpen

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Jedes Jahr, am zweiten Samstag des Monats August, soll mit der alpenweiten Aktion "Feuer in den Alpen" vor den Gefahren, die den Alpen und ihren Bewohnern drohen, gewarnt werden. Die größten Gefahren für die Alpen sind wohl die Übererschließung, neue und alte alpennahe Atomkraftwerke (Krsko, Temelin, Mochovce, Bohunice, Pacs etc.), die weitere Förderung des ohnedies krebsartig wuchernden Straßenverkehrs durch extreme Kostenunwahrheit und durch weiteren Straßenausbau sowie die gleichzeitige starke Einschränkung bzw. sogar Einstellung umweltfreundlicher Verkehrsmittel (21 Nebenbahnen in Österreich sind akut von der Einstellung bedroht, darunter in Tirol die Außerfernerbahn und die Bahn im benachbarten Pinzgau).

Leider gibt es immer noch politisch Verantwortliche, auch in unserem Land, die der Bevölkerung weismachen wollen, dass das Ansteigen der Verkehrslawine ein unvermeidliches Naturgesetz sei und dass weiterer alpenvernichtender Straßenausbau daher nicht zum umgehen sei. Dass damit noch mehr Verkehr erzeugt wird, geben die Verantwortlichen ja sogar gelegentlich zu, aber trotzdem halten sie meist sturheil an ihren Straßenausbauplänen fest. Welche negativen Auswirkungen die wachsende Luftbelastung vor allem durch den Verkehr in den Alpentälern hat, zeigt eine neue wissenschaftliche Studie von Ökoscience / Schweiz: Auswirkungen des Alpentransitverkehrs auf die Luftbelastung in den Alpentälern. Manche politisch Verantwortliche auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene geben vor, strikt gegen den Weiterbau der Alemagna zu sein, tun gleichzeitig aber alles, die Anschlussstrecke für die Alemagna im Drau- und Pustertal transitgerecht auszubauen und animieren die Alemagna-Betreiber damit geradezu zum Weiterbau. Dass man mit diesen Ausbauten gleichzeitig auch eine für den europäischen Ost-West-Transit attraktive Strecke schafft, die nicht ganz zufällig noch immer als Europastraße 66 bezeichnet wird und auf der Transit-LKW und -Pkw den Autobahn-Mauten bzw. dem künftigen Roadpricing auf Autobahnen auf dem Weg nach Italien ausweichen können, juckt offenbar die Verantwortlichen ebenfalls nicht.
Die Folgen dieses transitfördernden Ausbaus, häufig als Ortsumfahrung getarnt, werden in erschreckender Weise bagatellisiert, "Der eine oder andere zusätzliche LKW wird dann zwar durchfahren, das ist der Preis der Aufschließung dieses Bezirks" (so ein Osttiroler Abgeordneter, der sowohl für den transitfördernden bahnparallelen Ausbau im Drautal als auch für den entsprechenden Ausbau im Südtiroler Pustertal eintritt. Die Alemagna-Betreiber werden sich über die leistungsfähige Anschlussstrecke freuen.
Während in der Studie der Industriellenvereinigung "Bewegung statt Stillstand" der Ausbau der Straße im Drau- und Pustertal noch unter dem Schein-Argument der Entlastung der Ortsbewohner gefordert wird, wird die Straße im Drau- und Pustertal in der GSD-Studie des Wirtschaftsministeriums offen als hochrangige Straße vom Typ II, d.h. de facto als Transitstrecke, bezeichnet. Die GSD-Studie ist entgegen anderslautenden Aussagen auch nach dem Abgang Farnleitners hochaktuell.
Nichts Gutes für Tirol verheißt auch das "klare Bekenntnis zum Verkehr" eines Tiroler "shooting-stars" der Politszene, dem es offenbar nicht darum geht, den Verkehr den Umwelterfordernissen entsprechend einzudämmen, sondern bloß "verträglich" abzuwickeln. Verkehr im heutigen Europa heiße die europäische Integration leben zu können, auch mit dem Auto. Die Auswirkungen dieser "Philosophie", d.h. Straßenausbau en masse, werden für Tirol fürchterlich sein. Das ebenfalls von diesem shooting-star geprägte Motto "Im Zweifel für die Wirtschaft", das heißt gegen die Umwelt, fällt in das gleiche Denkschema. Dieser "shooting-star" fuhr bezeichnenderweise mit der Genehmigung der transitfördernden Nordumfahrung Abfaltersbach mit der "Straßenwalze" über sämtliche negative amtliche Gutachten drüber.
Manche haben offenbar immer noch nicht begriffen, dass man mittel- und langfristig nicht Wirtschaft gegen die Umwelt betreiben kann, schon gar nicht in einem Tourismusland wie Tirol, für das eine intakte Umwelt eine 'conditio sine qua non' ist.
Dem Fass den Boden schlägt die Parteiführung einer anderen Tiroler Partei aus, deren neuer Obmann offenbar das Inntal über Osttirol entlasten möchte und die am 9. Juni in einer Klub-Sitzung einstimmig, d.h. auch mit Zustimmung des Osttiroler Vertreters (!!!), beschlossen hat, in Osttirol eine Umfrage bezüglich Akzeptanz einer neuen "Verkehrsroute" (sprich: Transitroute) über Osttirol zu starten.

Es ist betrüblich, wie die an sich gute Idee einer Biomasse-Fernwärme durch die Umsetzung fragwürdig wird: Der Bau der verkehrsanheizenden und damit umweltbelastenden Lienzer Ostspange (einer neuen drauquerenden Straßenverbindung in Lienz mit möglichem Ausbau zur sogenannten 'kleinen Südumfahrung') wird unter anderem mit der Notwendigkeit der Versorgung von Eicholz mit Fernwärme begründet (als ob es zur Querung der Drau für die Fernwärmeleitung einer Straßenbrücke bedürfe). Die Chance, das Heizwerk umweltfreundlich mit der Bahn zu beliefern, wird durch fehlenden Gleisanschluss vertan, d.h. die Hackschnitzel werden hauptsächlich mit LKWs von nah und fern herangekarrt.
arge-stop-transit@aon.at (Bereich Kärnten, Ost- und Südtirol)zurück