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Kurznachrichten des "Bündnis LSVA für Europa e.V." |
BESSERE LUFT, WENIGER LÄRM UND FAIRE PREISE IM GÜTERVERKEHR! |
November 2008 Juli 2008 |
Inhalt
# „Eurovignette III“ in der ersten Lesung – Das Europa-Parlament positioniert sich. Die erneute Novellierung der Wegekosten-Richtlinie 2006/38/EC für LKW steht unter dem Namen „Eurovignette III“ - obwohl kaum noch Eurovignette drin steckt. Das allmähliche Auslaufen der Vignette ist im Vorschlag der EU-Kommission vorgesehen, doch das Europa-Parlament, das derzeit seine Position erarbeitet, wird in diesem Punkt möglicherweise mehr Tempo zugunsten der Kilometerabgabe verlangen. Diesen und eine Reihe weiterer Fortschritte schlagen die beiden Berichtsentwürfe (des Verkehrs- und des Industrieausschusses) vor, die voraussichtlich im Januar abgestimmt werden. (Berichterstatter Im Verkehrsausschuss: Said El Khadraoui, Sozialdemokraten, Belgien; Berichterstatter im Industrieausschuss: Claude Turmes, Grüne, Luxembourg) Der Umweltausschuss hat überraschend beschlossen, keine eigene Stellungnahme abzugeben. Die Änderungsanträge für den El-Khadraoui-Bericht wurden bereits eingereicht: rekordverdächtige 470 Anträge (ca)! Angesichts der enormen Menge der Anträge ist verständlich, dass die Anträge noch nicht geordnet und übersetzt werden konnten und veröffentlicht sind. Es wird aber deutlich, wie kontrovers das Thema diskutiert wird. Den beiden Stellungnahmen zumindest ist gemeinsam, dass sie die Initiative der Kommission stark unterstützen und darüber hinaus Impulse geben, um dem bisherigen Vorschlag noch mehr Biss zu verleihen. Dabei werden unterschiedliche Ansätze verfolgt:
Den beiden mutigen Berichten stehen Diskussionen entgegen, die teilweise in der Rigidität der Ablehnung überraschen (zum Beispiel von den Konservativen) und selbst innerhalb der Fraktionen unterschiedlich verlaufen (z.B. bei den Sozialdemokraten). Erstaunlich ist vor allem, dass es sich um dieselben Abgeordneten handelt, die 2005/2006 gegen den Willen der Kommission und des Ministerrates Fortschritte ausgehandelt hatten. Streit gibt es nun um die Frage, welche Arten der externen Kosten angerechnet werden dürfen. Es wird berichtet, dass allein 250 Änderungsanträge sich mit den Staukosten beschäftigen. Das kann auch nicht verwundern, denn nach dem Vorschlag der Kommission sind nur bei den Staukosten spürbare Gebührensätze möglich, die anderen Kostenfaktoren bleiben moderat bis äußerst spärlich. Von den extremen Gegnern des Berichtes wurde auch in den öffentlichen Diskussionen schon versucht, Kostenbereich für Kostenbereich zu reduzieren bzw. zu eliminieren – bis am Ende nichts Wirksames mehr übrigbleibt. Weitere Forderungen, die geeignet sind, die Novellierung zu torpedieren: Jetzt könne man nicht viel machen, um die angeschlagene Wirtschaft nicht weiter zu schwächen, und: Es müssten bei allen Verkehrsträger gleichzeitig die Kosten internalisiert werden, so lange müsse gewartet werden. Letzteres hat die erboste Antwort provoziert: „wir können doch nicht warten, bis auch noch das Fahrrad seine externen Kosten angelastet kriegt.“ Schwerpunkte für die MeinungsbildungNach Ansicht des Bündnis LSVA für Europa geht es in den nächsten Wochen vor den Abstimmungen um zweierlei:
Weil die erste Lesung zur „Eurovignette III“ und die Europawahlen 2009 zeitlich eng beieinander liegen, zeichnet sich schon jetzt ab, dass sehr aufmerksam auf die Meinung der zukünftigen Wähler geachtet wird. Wir ermutigen daher alle, diese Chance zu nutzen und sich an die Abgeordneten und die nationalen Verkehrsministerien zu wenden. TerminplanungenSowohl das Parlament wie auch der Ministerrat setzen sich selber unter Zeitdruck. Wegen der anstehenden Neuwahl des EP im Juni 2009 soll versucht werden, innerhalb nur einer Lesung bis zum März zu einer Einigung zu kommen. Die Wunschtermine sind: 2.12.2008: Hearing im Verkehrsausschuss des Europa-Parlamentes 21.1.2009: Diskussion der Änderungsanträge und Abstsimmung im Verkehrsausschuss 10.3.2009: Diskussion und Abstimmung im Plenum des Parlamentes (Die Termine des Verkehrsministerrates sind noch nicht bekannt.) Die wichtigsten Kontaktpersonen der beiden beteiligten Ausschüsse: TRAN - Corien Wortmann-Kool, Niederlande, Konservative - Dirck Sterckx, Belgien, Liberale - Eva Lichtenberger, Österreich, Grüne - Erik Meijer, Niederlande, Vereinigte Europäische Linke - Roberts Zile, Lettland, UEN (Union für das Europa der Nationen) - Johannes Blokland, Fraktion Unabhängigkeit/Demokratie ITRE - Etelka Barsi-Pataky, Ungarn, Konservative - Silvia-Adriana Ticau, Rumänien, Sozialdemokraten - Lena Ek, Schweden, Liberale Fundstellen der Berichte: El Khadraoui: www.europarl.europa.eu/activities/committees/workingDocsCom.do?language=DE&body=TRAN#
/ # Weiterer Bericht im Europa-Parlament: Initiativ-Bericht zur Gesamt-Strategie „Greening Package“Auch der scheidende CDU-Abgeordnete Georg Jarzembowski hat einen Bericht im Zusammenhang mit der Kosteninternalisierung geschrieben: einen Initiativbericht zur Internalisierungsstrategie insgesamt. Damit handelt es sich also das Gesamtpaket, in das die „Eurovignette III“ im Juli 2008 als Teilstück eingepackt wurde. Mit sehr spitzer Feder rechnet Jarzembowski in seinem Bericht mit der Kommission ab. Dabei wirft er ihr u.a. mangelnden Arbeitseifer und unausgereifte Vorlagen vor, gleichzeitig aber auch Vorpreschen. Auch diesen Bericht werden die Abgeordneten in den nächsten Wochen diskutieren und ungefähr parallel zur Eurovignetten-Novellierung abstimmen. Fundstelle im Internet: # Wo bleibt die Ratifizierung des Verkehrs-Protokoll der Alpenkonvention?Kaum
ein Völkerrechts-Vertrag enthält eine so eindeutige
Verpflichtung zur Senkung von Verkehrsbelastungen mit Hilfe
preispolitischer Instrumente wie die „Alpenkonvention“.
Aber die EU tut sich schwer mit der Ratifizierung ausgerechnet des
Verkehrsprotokolls, und dies 13 Jahre nach Inkrafttreten der
Rahmenkonvention. Durch die Initiative von EP-Abgeordneten und
Umweltorganisationen gelang es Anfang 2008, den damaligen Kommissar
Barrot zur Verpflichtung zu bewegen, dass noch im Jahr 2008 die
Ratifizierung erfolgen solle. Kommissar Tajani bestätigte dies
kurz vor seinem Amtsantritt im Sommer 2008. # Deutschland: Entscheidung über die Erhöhung der Lkw-MautAb dem 1. Januar 2009 wird in Deutschland die LKW-Maut erhöht. Zukünftig werden im Durchschnitt 16 Cent pro gefahrenem Kilometer für LKW ab 12 Tonnen erhoben. Der Entscheidung waren monatelange Debatten und heftige Proteste der Lkw-Branche vorausgegangen, obwohl eine Studie belegt, dass Deutschland auch nach der Erhöhung noch immer die niedrigsten Mautsätze in Europa hat und in anderen europäischen Ländern mit entfernungsabhängiger Maut wesentlich höhere Mautsätze gelten. Ein Kompromiss war vor allem bei den Gebühren für die Euro-3-Fahrzeuge notwendig geworden, deren Mautsatz ursprünglich deutlich höher ausfallen sollte. # Niederlande: Einführung der Maut ab 2011 – noch nicht in trockenen Tüchern Das von 2011 an in den Niederlanden geplante Mautsystem soll auch PKW mit einbeziehen, hat der holländische Verkehrsminister Camiel Eurlings am 17.11.2008 im Parlament in Den Haag. Im kommenden Jahr soll das Mautgesetz ins Parlament eingebracht werden und ab 2011 für LKW gelten. Ab 2012 sollen dann auch PKW einbezogen werden. Als Ausgleich sollen andere Kosten wie z.B. die Kfz-Steuer sollen für die PKW ab 2018 wegfallen. Ob der Zeitplan eingehalten werden kann, ist aber nicht wirklich sicher, denn offenbar sind noch etliche technische Probleme ungelöst. # Frankreich: Maut ab 2011 Ab 2011 soll auch auf Frankreichs Straßen eine LKW-Maut ab 3,5 Tonnen erhoben werden. Sie wird zwischen 5 und 30 Cent betragen, gestaffelt nach Strecke und Tageszeit. Die Entscheidung für die Maut ist ein Teil des Umweltrahmengesetzes und folgt einem ausgedehnten landesweiten Diskussionsprozess, bei dem Umweltorganisationen intensiv beteiligt waren. # Slowenien: Vorwurf der UnfairnessSlowenien wird vorgeworfen, eine unfaire Maut einzuführen. Die EU hat dem Land deswegen ein Verfahren angedroht. Der Grund: Slowenien hat keine Kurzzeitvignette vorgesehen, sondern nur eine Halbjahres- bzw. Jahresvignette. Der Deutsche Automobilclub (ADAC) hatte bei der EU-Kommission dagegen protestiert. (EurActiv 3.10.2008) # Wie Transporte billig werden - PersonalkostenEnorm niedrige Löhne und eine harte Konkurrenz aus den östlichen EU-Ländern erzeugen einen enormen Kostendruck im Straßengüterverkehr, zu Lasten der konkurrierenden Bahn. Dabei ist Polen mit seinen niedrigen Personalkosten zur führenden Transportnation in der Europäischen Union geworden. Das hat Eurostat in seinen jüngsten Erhebungen festgestellt. Durchschnittliche Kosten pro Jahr: Niederlande: 43 000 Euro / Jahr Dänemark: 40 000 Euro / Jahr Luxemburg: 36 000 Euro / Jahr Frankreich: 33 000 Euro / Jahr Österreich: 33 000 Euro / Jahr Deutschland: 27 000 Euro / Jahr Slowakei: 6 000 Euro / Jahr Polen: 5 000 Euro / Jahr Bulgarien: 3 000 Euro / Jahr Rumänien: 2 000 Euro / Jahr # Literaturempfehlungen: Tina Gehlert: Straßenbenutzungsgebühren in Städten - Akzeptanz und Mobilitätsverhalten Psychologische Erklärungsansätze und übersichtliche exenplarische Darstellungen von Preissystemen in europäischen Städten geben neue Impulse für ein wichtiges Thema. ISBN 978-3-531-16333-8, 239 Seiten, Euro 34,90 TU Dresden: Was kostet Verkehr?Wer immer schon einmal eine kurze, verständliche Erklärung dazu gesucht hat, was externe Kosten eigentlich sind - oder weitere Hintergrundinformationen zum Thema, die wissenschaftlich präzise und zugleich locker geschrieben, der wird auf dieser website der TU Dresden fündig. http://vplno1.vkw.tu-dresden.de/oeko/Ext-Kost/ext-kost-index.htm Impressum: Bündnis LSVA für Europa e.V., Heike Aghte (Geschäftsführerin), Rathaus-Str.17, D-10178 Berlin; Tel: 0049-170-5389971;Spenden-Konto: 552 415 803; BLZ: 700 100 80, Postbank München, IBAN DE 90 700100800 552 415 803, BIC PBNKDEFF Nachdruck (auch auszugsweise) nur bei Nennung des Urhebers. |
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