ATTAC, Buendnis fuer Eine Welt/OeIE und Volksbegehren Sozialstaat
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FALLEN in der Pensionsdebatte |
Sachzwang Sparen? Mehr oder weniger unterschwellig wird AUCH VON VIELEN GEGNERiNNEN der derzeitigen Reformpläne argumentiert, dass bei den Pensionen "etwas geschehen müsse, dass gespart werden müsse, aber eben nicht so wie bei den Regierungsplänen, sondern geschickter, gerechter, sozial ausgeglichener ..." Mit einer solchen Übernahme der Argumentation hat man sich schon in der Falle der neoliberalen Logik verstrickt, der Blick auf eine grundlegende Tatsache ist verstellt: Unsere Gesellschaft ist potentiell so reich, dass wir ganz andere "Probleme" haben: Bei dem Wachstum der Produktivität sind gar nicht alle Menschen in der Erwerbsarbeit unterzubringen. Insofern haben wir nur die Wahl zwischen verschiedenen Formen der gesamtgesellschaftlichen Arbeitszeitverkürzung: Weniger Arbeiten pro Woche, pro Jahr, pro Lebenszeit (das heisst eben dass man früher in Pension gehen kann) oder aber durch Arbeitslosigkeit - der sozial verheerendsten Form einer Arbeitszeitverkürzung. In so einer tollen Situation eines potentiell riesigen Wohlstandes (deswegen habe ich oben das Wort "Probleme" unter Anführungszeichen gestellt) geht es nur darum, sich zu überlegen, wie der Reichtum zu den Menschen kommt, wie er genutzt werden kann. Dass das nicht so gesehen wird, hängt damit zusammen, dass Produktivität, also das, was im Durchschnitt eine Person pro Stunde erzeugt, in der Diskussion nicht vorkommt!!!! - schon gar nicht bei solchen "Sozialexperten" wie einem Herrn Bernd Marin. Gesehen wird bei diesen Menschen immer nur die Kopfzahl zwischen "Alten" und "Arbeitenden". Wie falsch dies ist, bringt der ehemalige Arbeitsminister der CDU-Regierung Norbert Blüm auf den Punkt: „ Eigentlich müssten wir nach der Kopfzahltheorie verhungert sein “, schrieb der ehemalige Sozialminister Norbert Blüm (CDU), " weil 1900 ein Bauer drei Konsumenten ernährt habe, heute aber auf einen Landwirt über achtzig Verbraucher kämen. " (nach: Wilfried Herz, in: DIE ZEIT 16.4.2003) Entscheidend ist die Produktivität! |
Internationale Dimension:
Weltweite ökologische Dimension:
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Anmerkungen zur aktuellen Pensionsdebatte:
Es ist genug für alle da
Die Pensionen seien zu hoch, die Alten würden älter, immer weniger Leute würden
arbeiten ... kurz gesagt, wir steuern auf eine Katastrophe zu. Tiefgreifende
Reformen gehören her – und damit klar ist, was damit gemeint ist, eine
Klarstellung: Reform heisst nicht etwas, das im Sinne einer sozialen
Weiterentwicklung unternommen wird,
im Neudeutschen heisst Reform immer nur
eines: Sozialabbau.
Dennoch bleibt einem nicht erspart, sich mit den Fakten auseinanderzusetzen, daher einige ganz prinzipielle Überlegungen in aller Kürze. Zuerst zur materiellen Seite:
Die Grafik beinhaltet, was sonst in der Pensionsdebatte vollkommen ignoriert wird, auch die Entwicklung der Produktivität: Grundlegende Katastrophen einmal außer Acht lassend (Atomkrieg ...), stellt bei einem jährlichen Wachstum der Produktivität von 2% jedeR Werktätige in 50 Jahren pro Stunde um knapp 170% MEHR her als heute. Im Gegensatz dazu ist der Anstieg der Alten (das sind dann WIR!!!!!!) vergleichsweise gemächlich! Schlußfolgerung: Wir KÖNNTEN uns das derzeitige Niveau an Pensionen und (Früh-)PensionistInnen auch weiterhin locker leisten und hätten zusätzlich noch einen ziemlichen Verteilungsspielraum im Sinne etwa einer DRASTISCHEN Arbeitszeitverkürzung.
Soweit ein erster Blick auf die materiellen Grundlagen unserer Gesellschaft. Es folgt nun ein Blick auf die gesellschaftspolitischen Aspekte.
Exkurs: Wie dies aussehen könnte, hat Christian Felber von
ATTAC
durchgerechnet: Während heute (2000) 77 Teile auf der Hand bleiben und 22,8 %
für die
Pensionen abgeführt werden, wären 2030 31% abzuführen – allerdings bei einem um
80% höheren Gesamteinkommen. Dies würde bedeuten, dass sich für den einzelnen
Arbeitnehmer die netto-Lohnsumme von 77 auf 124 erhöhen würde – statt auf 139,
wenn sich der Beitragssatz nicht erhöht. (Quelle: Christian Felber, Unterlagen
zum Vortrag "Sind unsere Pensionen noch zu retten? Am 19.März 2002 in der
AK-Villach).
Grundannahme von Christian Felber dabei: Ein durchschnittliches
jährliches Wirtschaftswachstum von 2% (und damit nicht nur ein Wachstum der
Produktivität!). Ginge man von einem Nullwachstum der Wirtschaft aus – was zwar
kaum möglich sein wird, aber unter einem globalen Aspekt gefordert werden
muss!!!), würden die Zahlen entsprechend anders aussehen: Es würden die
Netto-Löhne in etwa gleich bleiben müssen, die mit dem Produktivitätswachstum
verbundenen Zugewinne müßten auf Pensionen und in Form von
Arbeitszeitverkürzungen "ausbezahlt" werden!
Diese "Umverteilungsaufgabe" (die ja eigentlich keine ist, denn es geht lediglich um den entsprechenden Anteil der Lohnabhängigen am Produktivitätswachstum) ist die Aufgabe, wie sie im Detail organisiert wird ist zwar wichtig, aber nicht prioritär – etwa über eine Erhöhung der Zuwendungen an die Pensionskassen aus Arbeitgeber- und ArbeitnehmerInnenanteilen oder über eine Wertschöpfungsabgabe , für die vieles spricht – mehr dazu auf www.steuerini.at .
Dies ist der Punkt, wo sich der Kampf gegen die Globalisierung, der Kampf gegen "Liberalisierung" über WTO und das rabiate Freihandelskonzept der EU mit der innenpolitischen Auseinandersetzung trifft. Auch wenn vieles von dem, was UnternehmerInnenvertreter in Bezug auf die Globalisierungszwänge behaupten, übertrieben ist, so kann doch nicht übersehen werden, dass in Zeiten freier Waren- und Investitionsströme der Konkurrenzdruck enorm zugenommen hat. Hier gilt es parallel anzusetzen: Dem TINA-Syndrom (there is no alternative) einer Margret Thatcher ist der Kampf anzusagen. Der "stille Putsch der Neoliberalen" muss niedergeworfen werden, es müssen neue Regeln erkämpft werden – Mindeststandards bei Löhnen, neue Prioritäten im Warenverkehr ...
Soweit einige Punkte zu den materiellen und gesellschaftspolitischen Seiten der Pensionsdiskussion. Es gibt aber noch einen grundsätzlicheren Punkt.
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