Verein zum Schutz der Erholungslandschaft Osttirol Postfach 166 A-9900 Lienz | Rückblick 2000 | Aktuelles / Termine |
Vereinsjahr 2002 - Rückblick 1: Verkehrsfragen | Jänner 2003 |
Vereinsjahr 2002 - Rückblick 2: Die Isel und Natura 2000 |
Wie schon im letzten Jahresbericht angeführt, hatte Ende 2001 unser Verein an die EU-Kommission den Antrag gerichtet, die Isel möge in das Netz der Europäische Natura 2000-Gebiete aufgenommen werden. In einem Antwortschreiben verwies uns Kommission darauf, dass für eine solche Nominierung das Land zuständig sei, an welches wir uns wenden mögen; sie "ermutigte" uns hierzu ausdrücklich.
Umgehend richteten wir ein entsprechendes Ansuchen an das Land Tirol. Von dort bekamen wir aber vorerst nur über Medien (und erst auf mehrfache Urgenz in einem Brief von LA Gangl) ausgerichtet, dass das offizielle Tirol eine Nominierung der Isel mit der Rechtfertigung ablehnt, man habe schon genug für Natura 2000 genannt. Auch machten Landtagsabgeordnete des Bezirkes massiv Stimmung gegen eine Iselnennung, z.T. mit frei erfundenen Drohbehauptungen.
Hierbei wird übersehen, dass Nennungen nicht nach Belieben eines Landes erfolgen können. Ob und welche Bereiche für Natur 2000 genannt werden müssen, hängt von objektiven Kriterien ab, z.B. vom Vorhandensein bestimmter bedrohter Arten und Lebensräume. Nach Ansicht aller großer Natur- und Umweltorganisationen Österreichs ist die Isel nominierungspflichtig, da hier die entsprechenden Voraussetzungen vorliegen.
Eine Einbeziehung der Isel hätte keinerlei wirtschaftliche Nachteile zur Folge, da alle bisherigen Tätigkeiten unbeschränkt weitergeführt werden können und nur ein Verschlechterungsverbot besteht – d.h., neue Nutzungen dürfen keine ökologischen Nachteile mit sich bringen. Für eine Verbesserung der ökologischen Verhältnisse hätte unser Bezirk sogar zusätzliche Gelder der EU bekommen können; so sind z.B. in das Natura 2000–Gebiet des Tiroler Lechtales für Life-Projekte bedeutende Geldmittel der EU geflossen, ebenso wie für die obere Drau in Kärnten.
Bei einer Informationsveranstaltung, welche die OeAV-Sektion Lienz im Frühjahr 2002 zu diesem Thema durchführte und zu welchem alle Entscheidungsträger des Bezirkes eingeladen waren, kam dann auch tatsächlich kein einziges stichhaltiges Argument gegen eine Nennung der Isel für Natura 2000 zutage, dafür aber die bemerkenswerte Feststellung des LA Dr. Köll, Osttirol brauche keine Gelder der EU.
Wegen dieser offenkundigen Unwilligkeit Tirols brachten wir im Sommer 2002 gemeinsam mit dem Umweltdachverband, dem Kuratorium Wald und dem Oesterreichischem Alpenverein eine Beschwerde bei der EU ein; diese Beschwerde bewirkt ein Vertragsverletzungsverfahren.
ist die einzige Art ihrer Gattung in Mitteleuropa, früher – jedes ältere Botanikbuch ist Zeuge – an unseren Flüssen weitverbreitet, heute eine ausgesprochene Rarität. Die Pflanze ist nicht besonders spektakulär: Ein kahler, bis 2 Meter hoher Strauch, mit sehr kleinen, graugrünen, schuppenartigen Blättchen; die kleinen hellrosa oder weißlichen Blüten stehen in Ähren an den Zweigenden; die Samen tragen lockere weiße Haarbüschel.
Sie ist eine charakteristische Pionierpflanze , die junge Sand- und Schotterbänke im Überschwemmungsbereich besiedelt. Da sie sehr lichtbedürftig ist und von Weiden und Erlen leicht überwuchert wird, kann sie sich auf Dauer nur dort halten, wo durch die Umlagerungsarbeit des Flusses immer wieder neue Sand- und Schotterbänke entstehen.
Gerade dadurch ist die Tamariske heute so selten geworden: Nahezu alle Flussstrecken Mitteleuropas sind verbaut; damit ist der Lebensraum der Tamariske fast völlig verschwunden. Die besondere Bedeutung der Tamariske liegt nun darin, dass sie eine Leitart darstellt, einen Anzeiger für naturnahe Fließstrecken von Gewässern – wie sie eben an der Isel noch vorhanden sind.
Dieser Herzfluss Osttirols ist mit den eindrucksvollen Katarakten im Umbaltal zum Symbolfluss des Nationalparks Hohe Tauern in Osttirol geworden. Die Isel verbindet die unberührte Hochgebirgslandschaft der Hohen Tauern mit der in Osttirol noch sehr naturnahen Kulturlandschaft der Talbereiche und ist alpenweit das letzte nahezu unbeeinflusste Gletscherflusssystem. Die technischen Eingriffe sind gering geblieben. Die Hochwasserkatastrophen 1965/1966 erforderten zwar gewisse Verbauungsmaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung, doch zeigt sich über weite Strecken noch die natürliche Flussdynamik. Auch der Flussbau hat mit ökologisch sinnvollen Aufweitungen dazu beigetragen. Der Lauf der Isel in Osttirol kann als Referenzgebiet für Gletscherflüsse im gesamten Alpenraum dienen.
Die EU hatte zwar Ende Juni 2002 Österreich beauftragt, eine genaue Erhebung der Tamariskenbestände an der Isel durchzuführen; Tirol unternahm aber nichts dergleichen.
Dagegen gab der Oesterreichische Alpenverein eine wissenschaftliche Untersuchung in Auftrag, die im Sommer durchgeführt wurde. Sie ergab, dass an der Isel die bei weitem größten inneralpinen Vorkommen der Deutschen Tamariske stehen; sie sind weitaus höher als bisher angeben und durchaus mit denen am Lech zu vergleichen.
Diese Studie wurde Ende November der Öffentlichkeit vorgestellt, dem Land Tirol übergeben und auch der EU übermittelt. Ihr Ergebnis ist ein sehr kräftiges Argument für die Einbeziehung der Isel in das Natura 2000 – Netzwerk.
Tirol bzw. Österreich wäre gut beraten, nicht ein Vertragsverletzungsverfahren abzuwarten, sondern noch rechtzeitig diesen letzten großen Gletscherfluss der Alpen, dieses ökologische Juwel Isel in das Europäische Naturschutznetzwerk einzubringen. Wir werden uns dafür jedenfalls – gerade im Jahr des Wassers 2003 - weiterhin kräftig bemühen.
eMail: schutzverein.osttirol@utanet.at | Vereinsjahr 2002 - Rückblick 1: Verkehrsfragen | Aktuelles / Termine |