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2012
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Bericht |
ÖKO und FAIR ernährt mehrErnährungssouveränitätZum 15. Geburtstag des Weltladen Lienz und des Trägervereins Trikont, der dem Weltladen vorsteht, referierte Univ. Prof. Dr. Dipl. Ing. Christian Vogl von der Universität für Bodenkultur Wien am 15. Oktober in der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Lienz/Peggetz. Das Thema "Ernährungssouveränität - Öko und Fair ernährt mehr" ist aktueller denn je, zumal am 16. Oktober der Welternährungstag oder vielleicht besser "Welthungertag" begangen wurde. Trotz des unwirtlichen Wintereinbruchs folgten viele Interessierte der Einladung, und der Abend war ein voller Erfolg für die Veranstalter. Wie unterschiedlich die aktuelle Ernährungssituation weltweit gestaltet ist, welche Folgen, durch den Klimawandel besonders die Menschen in den südlichen Kontinenten zu ertragen haben, wurde den Zuhörern in einem überaus interessanten und vielseitigen Vortrag veranschaulicht. Dass der Überfluss im Norden zu Fettleibigkeit und negativen gesundheitlichen Folgen führt, wissen wir aus den Medienberichten. Dass die aktuelle neoliberale Wirtschaftspolitik, die nur von Wachstum und Wettbewerb spricht, und somit zu immer größeren Problemen des Klimawandels, der Verarmung des Ressourcenreichtums, zur Konzentration einiger weniger Konzerne über alle Lebensmittel führt, und diese himmelschreiende Ungerechtigkeit zu mehr Hunger weltweit führt, wurde wohl allen bewusst. Wollen wir eine Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder garantieren, sind wir zum Handeln aufgerufen. Dass gerade ein Weltladen mit seinen Produkten dafür bestens geeignet ist, wurde im Vortrag sehr deutlich. Durch den Kauf fairer Produkte, werden den Kleinbauern in den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas höhere Preise gewährt als der Weltmarkt bietet. Sie arbeiten unter menschenwürdigen Bedingungen ohne ausbeuterische Kinderarbeit. Es werden langfristige Kaufverträge garantiert, und oft ist eine Vorfinanzierung möglich, damit die Kleinbauern auch wichtige Investitionen tätigen können. Weiters werden soziale Projekte organisiert, die Infrastruktur verbessert und den Kindern kann eine bessere Ausbildung ermöglicht werden. Dies und andere Vorteile konnte Christian Vogl durch Berichte und Bilder auf Basis seiner vielen beruflichen Auslandsaufenthalte u.a. bei biologischen Fair-Trade-Initiativen in Asien, Afrika und Lateinamerika sehr anschaulich untermauern. Die vielen biologisch wirtschaftenden Kleinbauernorganisationen, Initiativen der Terra Madre, Projekten von Slow Food oder der Via Campesina zeigen, dass es nur möglich sein wird, die Hungerkatastrophen zu vermeiden, wenn Kleinbauern die Möglichkeit gegeben wird, über ihre Anbaumethoden, ihr Saatgut und ihre Vermarktungsmöglichkeiten selbst zu bestimmen, sowie dies nicht Konzernen, Spekulanten oder Börsen zu überlassen. Dass wir uns auf die oft biologischen Produkte im fairen Handel verlassen können, stimmte uns alle positiv, denn laut Christian Vogl legen die Bauern in den Ländern des Südens sehr viel Wert auf die Zertifizierung. Sie sind stolz, dass sie von den Handelspartnern kontrolliert werden und damit ihre vorbildliche Arbeit zeigen können. Auf vielen eindrücklichen Bildern konnten wir strahlende Kinderaugen aus Nepal, zufriedene Kleinbauern und Bäuerinnen aus Afrika oder fleißige Bananenproduzenten in Ecuador bewundern. Wir haben viel gelernt, z.B. wie gut organisierte Andenbewohner in Peru die altbewährten Kulturarten der Anden wie z.B. Quinoa weiterhin erhalten. Wir können nur hoffen, dass auch bei uns die Erhaltung der Artenvielfalt, sowie der biologische Anbau von Obst, Gemüse und Getreide mehr und mehr Bauern oder Gärtner überzeugt und die Konsumenten bereit sind für gesunde Lebensmittel einen gerechten Preis zu bezahlen. Mit jeder Kartoffel die wir selbst anbauen, übernehmen wir Verantwortung für uns selbst, für die Umwelt und die gesamte Menschheit, sowie auch für die zukünftigen Generationen! Chriselda Kandler, 9911 Assling |