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Brasilien - zwischen Agrarreform und EthanolrauschTeil 5 |
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Ribeirão Preto - Hauptstadt des AgrobusinessMit dieser Aufschrift auf den Plakatwänden neben den Hauptstraßen empfängt die Metropole des Zuckerrohranbaus, 300 km nördlich von São Paulo gelegen, ihre Besucher. Auf den 700 km Busfahrt von Brasilia hierher durchquerten wir fast nur mehr Zuckerrohr- und Sojaplantagen, gelegentlich unterbrochen von Eukalyptuswäldern und Rinderweiden. Wöchentlich kommen hier ausländische Delegationen an - Regierungsleute, Techniker und Investoren aus aller Welt um von der 30-jährigen Erfahrung in der Ethanolproduktion zu profitieren. Besucher und Besuchte schwelgen in der Begeisterung über die zukünftigen Geschäfte, Umwelt und Klimaschutz sind kaum mehr als rhetorisches Beiwerk. Früher lebten fast nur Kleinbauern in der Region, heute gehört das Land hauptsächlich 6 Familien, die 20 usinas betreiben. Die Monotonie der Plantagen wird nur durch einige Waldreste auf Hügelkuppen und nicht mechanisierbaren Lagen unterbrochen. Und auch noch von drei "Assentamentos" des MST, dem es gelungen ist, dem Großgrundbesitz etwas Land abzuringen. Im Assentamento "Sepé Tiarajú" leben seit 5 Jahren 80 Familien, das Land gehört allen gemeinsam, aber jede Familie bewirtschaftet ihren Teil für sich. Wöchentlich liefern sie bis zu 17 t Bio-Lebensmittel in die Stadt. Im Assentamento "Mario Lago" leben 325 Familien auf 1780 ha. Jede Familie bearbeitet 2,5 ha für sich, der Rest sind Gemeinschaftsflächen. 2003 besetzten sie das Land, das einer Bank als ungenütztes Spekulationsobjekt diente, zum ersten Mal, wurden vertrieben und kamen wieder. Erst Anfang dieses Jahres übergab ihnen die Regierung den Besitz. Mit großen Anstrengungen bestellen sie die Felder und verbessern langsam ihre provisorischen Hütten, keiner klagt über die prekären Bedingungen. "Hier geht es uns gut, wir haben genug zu essen und unsere Kinder werden eine bessere Zukunft haben" erklärt mir eine sichtlich zufriedene Bäuerin. Unter anderem produzieren sie auch Zuckerrohr auf kleinen Feldern. "Vielleicht werden wir zukünftig auch eine kleine Ethanolanlage installieren" erklärt mir der Produktionskoordinator Edi, der seinen früheren Job durch die Eisenbahnprivatisierung verloren hat. "Dann können wir zumindest einen Teil unseres Treibstoffs selbst produzieren." |
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Brasilien - Teil 6 |