alpmedia.net 06/2002 19.4.2002 Aktuelles / Termine
aus: alpMedia-Newsletter. Ein wöchentlicher Informationsdienst der CIPRA
Schweiz: 135 000 Unterschriften für Tunnel ohne LKW

In der Schweiz verlangt eine Initiative namens „Avanti“, dass man den Flaschenhals des Gotthard-Strassentunnels durch die Bohrung einer 2. Röhre beseitigt. In den Augen des eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation ist eine 2. Röhre am Gotthard nicht prioritär. Als prioritär wurde die gezielte Beseitigung der Flaschenhälse in den Agglomerationen und auf der sehr stark befahrenen Ost-West-Achse eingestuft.

Ein Komitee mit dem Namen „Avanti-Nein“, das insgesamt 24 Vereine umfasst, hat am 17. April den Bundesbehörden eine von 135'000 Personen unterzeichnete Alpentunnel-Petition übergeben, die am 21. Dezember 2001 lanciert wurde. Die Unterzeichnenden verlangen „ein Verbot des Schwerverkehrs in den grossen Strassentunnels durch die Alpen und die sofortige Verlagerung des restlichen Güterverkehrs auf die Schiene. Die Bahn hat nämlich noch bedeutende Kapazitätsreserven! Einzig anhängerlose Lastwagen für die regionale Versorgung sollen die Tunnels weiterhin befahren dürfen.“ Das Komitee präsentierte auch seine Forderungen zum Gegenvorschlag des Bundes zur Avanti-Initiative. Es verlangt leistungsfähige öffentliche Verkehrsmittel in den Agglomerationen statt einer zweiten Gotthardröhre.

Medieninformation von Karl Regner, VCÖ: Tunnelgefahr Schwerverkehr

Auf Einladung des Verkehrsclubs VCÖ informierte Andreas Weissen von der Schweizer Alpeninitiative am 7. 4.2002 in Zederhaus über den Kampf der Alpenstraßenanrainer gegen die Verkehrsbelastung.

Am Gotthard dürfen seit der Wiedereröffnung nach dem Tunnelbrand im vorigen Jahr Lkw nur mehr in einer Richtung fahren. Alle drei Stunden wird die Richtung gewechselt. Dadurch kann es zu keinen Frontalunfällen zwischen Lkw mehr kommen. Der Rettungsstollen neben dem Gotthardtunnel rettete dutzenden Menschen das Leben. Dieser ist über Querschläge alle 200 m erreichbar. Die Querschläge haben Luftschleusen mit Überdruck, damit kein Rauch eindringt. Beim Tauerntunnelprojekt sind von der ÖSAG hingegen nur alle 400 bis 500 m Querschläge, und zwar ohne Luftdruckschleusen, vorgesehen.

Die Gotthard-Anrainer haben durch ein fast absolutes Lkw-Nachtfahrverbot wenigstens eine halbwegs ruhige Nacht. Seit der Einführung der Schwerverkehrsabgabe ist innerhalb der Schweiz der Lkw-Verkehr rückläufig, weil die Frächter die Logistik verbessert und die Leerfahrten reduziert haben. Die Einnahmen aus der Schweizer Lkw-Maut werden großteils für den Bahnausbau, den Lärmschutz und für mehr Verkehrskontrollen verwendet. Obwohl die Schweizer Lkw-Maut mindestens doppelt so hoch ist wie die für Österreich geplante, gab es dadurch keine Erhöhung der Verbraucherpreise.

Andreas Weissen riet den Tauernautobahnanrainern, sich gegen den Bau der 2. Tunnelröhren zu stellen, weil dadurch ein drastischer Verkehrszuwachs ermöglicht wird. Dieser bedeutet mehr Lärm, mehr Unfälle und mehr Abgase.

Presseschau: Standard vom 9.4.2002

Für die Verbesserung der Sicherheit in den Alpentunnels gebe es nur ein Rezept: "Den Ausschluss des Lkw-Fernverkehrs." Der Präsident der internationalen Alpenschutzkommission (Cipra), Andreas Weissen aus der Schweiz, vertritt eine harte Linie. Aber angesichts der Feuerkatastrophen im Montblanc-, im Gotthard- und im Tauerntunnel gebe es keine andere Alternative, sagte Weissen Montag vor Journalisten in Salzburg. Beim Gütertransport auf der Schiene sinke die Unfallwahrscheinlichkeit "um den Faktor 15".

Die Erfahrung bei Tunnelbränden zeige, dass es nicht einmal Gefahrengut brauche, um Infernos auszulösen. Beim verheerenden Brand im Montblanctunnel etwa brannten Mehl und Margarine. Zum Vergleich: Ein brennender Pkw komme auf eine Brandleistung von drei bis zehn Megawatt, das Feuer erlösche nach einer halben Stunde. Ein Lkw-Brand hingegen dauere mehrere Stunden und dies bei einer Brandleistung von 150 Megawatt.

Weissen bezweifelt auch, dass durch den Ausbau von einröhrigen Tunnels die Sicherheit steige: Auffahrunfälle, wie im Tauerntunnel, oder brennende Zigarettenstummel, wie im Fall des Montblanctunnels, seien auch jederzeit bei zwei Röhren möglich.

Gotthardunfall - eine Analyse Mont-Blanc-Tunnel: wieder 40t-LKW?
Tunnelsicherheit : Gefahrengut und Transportgefahren in Alpentunnels Aktuelles / Termine