Stellungnahme zum Ausbau der Pustertaler Straße | Aktuelles / Termine |
Plattform Pro Pustertal | Pressemitteilung, am 29.02.04 |
Straßenausbau Unterpustertal: keine Annäherung |
Am 25. Februar fand in Bruneck eine Aussprache zum Projekt Unterpustertaler Straße zwischen Bautenlandesrat Mussner, den zuständigen Technikern und einer Vertretung der Plattform Pro Pustertal statt. Das Treffen verlief höflich und sachlich, und wir begrüßen die Bereitschaft, die vorgebrachten Bedenken anzuhören. Allerdings hat der Landesrat auch diesmal mehrmals bekräftigt, dass man die ausgewählten Projekte von vornherein für eine ideale Lösung hält und keinesfalls daran denkt, substanzielle Änderungen daran vorzunehmen. Am Ende stand also vor allem die Frage im Raum, wozu alle Teilnehmenden einen ganzen Nachmittag geopfert haben.
Inhaltlich hat es keine Annäherung gegeben, auch weil die zuständigen Politiker und Techniker offensichtlich nach wie vor wesentliche verkehrspolitische Aspekte nicht im Geringsten in Erwägung ziehen und statt dessen ein Projekt durchziehen wollen, das nichts als die Kompromisslösung aus einem Wettbewerb ist, der auf falschen und teilweise widersprüchlichen Vorgaben beruht und auch von seinem Ablauf her schwerlich als optimal bezeichnet werden kann. Entsprechend sind die vorgeschlagenen Lösungen meist lange schon bekannt und stießen nicht umsonst immer schon auf Widerstand.
Verkehrsproble löst man nicht, indem man einfach nur Straßenbreiten und Kurvenradien vorschreibt. Die Vorgaben des Wettbewerbs waren zu starr, um eine Lösung zu erreichen, die die Problemsituationen auf der heutigen Straße behebt, ohne ganze Abschnitte davon zu verdoppeln und einen weiteren starken Verkehrszuwachs mit darauf folgendem Verkehrskollaps zu provozieren.
Wir erinnern daran, dass für Europastraßen dieser Ordnung 7 m Fahrbahnbreite, 120 m Mindestradius und 8% Maximalsteigung vorgesehen sind (siehe AGR-Abkommen 1975), während die Südtiroler Landesregierung 7,5 m, 250 m und 6% für erforderlich hält. Man hält es weiters für notwendig, die Reisegeschwindigkeit um 10 km/h zu erhöhen - d. h. die Spitzengeschwindigkeiten würden 20-30 km/h über den heutigen liegen. Was das mit der Kapazität der Straße und der Verkehrssicherheit zu tun haben soll, sei dahingestellt. Die Plattform Pro Pustertal verlangt auf jeden Fall, dass im Abschnitt Vintl-Bruneck die Geschwindigkeit der Straße nicht erhöht wird, alle Kreuzungen niveaugleich und die Hauptkreuzungen (Ortszufahrten) als Kreisverkehre zu gestalten sind. Nur damit behält die Straße den Charakter einer regionalen Verbindungsstraße, sicherlich nicht allein durch die ständige Wiederholung der Beteuerung: "Das wird schon keine Schnellstraße".
Nochmals unser Standpunkt zu den einzelnen Abschnitten:Die Plattform Pro Pustertal fühlt sich in allen Vorbehalten, die sie bisher gegenüber diesem Ausbauprojekt geäußert hat, bestätigt und wird ihren Widerstand beibehalten, nötigenfalls auch intensivieren. Hier stehen Entscheidungen auf dem Spiel, die die langfristigen Entwicklungsperspektiven unseres gesamten Tals betreffen und wir werden daher keinesfalls akzeptieren, dass hier leichtfertig gefährliche Lösungen forciert werden.
Die Landesregierung laden wir ein, sich endlich auf eine ehrliche Auseinandersetzung mit allen relevanten verkehrs- und regionalpolitischen Fragen einzulassen, anstatt sich nur über 20 Jahre Straßendiskussion zu beschweren und ein Projekt durchzuziehen, das schlicht und einfach falsch ist und mit der Zeit nicht richtiger wird. Es ist ein Gesamtkonzept auszuarbeiten, das nicht dem weiteren Ausufern des Straßenverkehrs und seiner negativen Folgen für Gesundheit und Lebensqualität Vorschub leistet und endlich glaubwürdig die nachhaltige Mobilität, insbesondere die Bahn, fördert.
Bruneck, 29. Februar 2004
Für die Plattform Pro Pustertal
Dr. Christine Baumgartner
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