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Jahresbericht 2006 - 1 |
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Immer wieder Kraftwerksvorschläge - wann wird endlich Ruhe sein?Die Bestrebungen der TIWAG, auch in unserem Bezirk ein Pumpspeicherkraftwerk durchzusetzen, gingen im Jahr 2006 unvermindert weiter. Offenbar soll unbedingt ein großes Kraftwerksprojekt im Bereich von Matrei durchgesetzt werden. So wurde zuerst das Projekt Raneburg-Matrei umgeplant und dies als großes Entgegenkommen an die "Wünsche aus der Bevölkerung" vorgestellt (Speicher etwas zurückgesetzt, Ausgleichsbecken an den Eingang des Virgentales verschoben, zusätzlich sollte nun noch der Frossnitzbach beigeleitet werden!). Vollkommen ignoriert wurde dabei der klare Wunsch der Bevölkerung nach einer Nullvariante von Raneburg-Matrei. Im Mai gab die TIWAG ihren "vertiefenden Bericht" zu ihren Kraftwerksoptionen beim Land ab; noch vor dem Sommer wollte ja der Landeshauptmann eine Entscheidung; er hatte bereits schon vorher mehrmals deutlich erklärt, auch Raneburg-Matrei werde gebaut werden. Dies alles, obwohl nahezu alle betroffenen Grundbesitzer Verhandlungen mit der TIWAG von vorne herein ablehnen und obwohl mehr als die Hälfte der wahlberechtigten Bevölkerung der Marktgemeinde Matrei sich mit Unterschrift gegen ein Projekt Raneburg-Matrei ausgesprochen hatte. Am 27.6.2006 beschloss die Tiroler Landesregierung, die TIWAG möge die vier bisherigen Kraftwerksprojekte weiter vorantreiben und "alle zur Realisierung erforderlichen Maßnahmen setzen". Anschließend ließ LH van Staa einem ORF-Interview für Osttirol in die Katze aus dem Sack: die TIWAG möge auch eine Variante untersuchen, nach welcher der Pumpspeicher nicht im Tauerntal, sondern im benachbarten Frossnitztal errichtet werden solle - dies offenbar, um Widerstände in Matrei zu verringern. Dass ein solcher Speicher nunmehr sogar im Nationalpark selbst liegen würde, weiß van Staa; er würde hierfür sogar das Tiroler Nationalparkgesetz ändern lassen. Besser könnte die Fadenscheinigkeit der Tiroler Naturschutzpolitik nicht aufgezeigt werden: Um die Profite eines (noch) landeseigenen Stromkonzernes zu erhöhen, nähme Tirol (pünktlich zur 25-Jahr-Feier der Entstehung des Nationalparks Hohe Tauern und 15 Jahre nach dem Beitritt Tirols zum Nationalpark Hohe Tauern) die Zerstörung solcher Naturgebiete mit nationaler und internationaler (s.u.) Bedeutung in Kauf. Ende August tauchte eine wieder andere Variante auf: Ein Pumpspeicher nicht im Frossnitztal (dagegen hatte sich Umweltminister Pröll während seines Sommerurlaubs hier in Osttirol ausgesprochen), sondern im Landecktal. Die Pikanterie an dieses, auf OBR Thenius zurückgehenden Vorschlages: Wenn schon im Frossnitztal der natürlicher Zufluss in den Speicher gering gewesen wäre, im Speicherbereich des Landecktal gäbe es nahezu überhaupt kein verfügbares Wasser mehr. Die Österreichischen Bundesbahnen haben ja den Landeckbach schon vor ca. 30 Jahren in ihre Kraftwerksanlagen im Stubachtal übergeleitet - für alle Zeiten. Ein Speicher Landecktal müsste also vollständig von unten her unter großen Pumpstromverlusten befüllt werden! Ende September stellte LH van Staa zwei "Gutachten" über die Hochwassergefährdung in Tirol vor: ein anderer, leicht durchschaubarer Versuch zur Rechtfertigung unerwünschter, Pumpspeicherwerke in Tirol; van Staa hatte sie selbst in Auftrag gegeben (van Staa 1.6.2006: "Man bekommt von jedem Professor die Studie, die man haben will"). Im Oktober erklärte die TIWAG, sie wolle nun mit dem Ausbau von Sellrain-Silz beginnen, dann aber genauso die anderen drei Projekte errichten. Und stellte auch eine allerletzte Rettungsvariante für ein TIWAG-Kraftwerk in Matrei vor: Ein Ausleitungskraftwerk am Tauernbach (nach dem Beispiel des Draukraftwerkes Strassen-Amlach), dem dann in einer weiteren Ausbaustufe der oben erwähnte Pumpspeicher im Landecktal aufgesetzt werden soll. Die Taktik ist klar: Widerstände verringern, die Menschen beruhigen. Aber genaueres Hinhören macht weiter besorgt: Parallel zum Bau von Sellrain-Silz werden die andern drei Vorhaben weiter geplant; "in zwei Jahren wird intensiv mit dem nächsten Projekt begonnen werden", stellte Wallnöfer unmissverständlich fest. Für Osttirol sei neuerdings an ein Ausleitungskraftwerk am Tauernbach (nach dem Muster von Strassen-Amlach) gedacht und der Zubau eines Speichers im Landecktal "wahrscheinlich realisierbar". (TIWAG-Vorstandsdirektor Alfons Fraidl ORF Tirol 19.10.2006) |
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