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Verein zum Schutz der Erholungslandschaft Osttirol
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Jahresbericht 2006 - 2

Einladung zur Mitglieder- Versammlung 2007

Wasser Osttirol

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"Pumpstrom ist der schmutzigste Strom" ...

... stellte der Schweizer Energiefachmann Heini Glauser Mitte Oktober 2006 in Innsbruck fest. Pumpspeicherkraftwerke arbeiten mit einem Verlust von 25% bis 30%. Dadurch werden die in den Vorgängerkraftwerken entstandenen Emissionen weiter konzentriert. Auch der Wirkungsgrad nimmt ab. Wenn zum Pumpen Strom aus Atomkraftwerken oder Kohlekraftwerken verwendet wird (davon ist am meisten im europäischen Netz!), die ihrerseits einen Wirkungsgrad von 33% bzw. 42% haben, ergibt sich ein Gesamtwirkungsgrad 24% bzw. 30%; d. H., vom Energieinhalt des ursprünglichen Energieträgers Atom oder Kohle ist also im Strom aus einem Pumpspeicherkraftwerk nur mehr ein Viertel bis kaum ein Drittel vorhanden.

Pumpspeicherwerke sind nicht zukunftsfähig: Die wirtschaftliche Zukunft erst jetzt geplanter neuer Pumpspeicherwerke - so auch eine Studie der ETH Zürich - ist mehr als fragwürdig, da sich die Rahmenbedingungen ändern werden und keineswegs für viele Jahrzehnte mit billigem Pumpstrom gerechnet werden darf. Zudem ist der künftige Markt durch viele andere, z. T. schon im Bau befindliche Pumpspeicherkraftwerke bereits mehr als abgedeckt.

Diese Pressekonferenz wurde von allen Tiroler Initiativen veranstaltet, die sich gegen die TIWAG-Pumpspeicherprojekte zur Wehr setzen. Die Initiativen fordern auch eine Offenlegung der Knebelungsverträge mit EoN und EnBW, nach denen sich die TIWAG an den Kosten für Atombrennstoffe bis einschließlich Endlagerung beteiligen muss; auch dürfen die deutschen Atomriesen die Pumpturbinen in Sellrain-Silz betreiben, so oft und so lange sie wollen: sie sind es, die das das große Geld mit Sellrain-Silz machen! Die Darlegungen Glausers fanden breites mediales Echo. Übrigens: Der ORF Tirol hatte versucht, ein Streitgespräch zwischen Glauser und Tiwag-Boss Wallnöfer zustande zu bringen; Wallnöfer aber verweigerte seine Teilnahme.

Für Interessierte: Die Thesen Glausers sind hier nachzulesen

Politiker-Schutzmantel für TIWAG

Wie massiv die TIWAG übrigens in der Landhaus-Mehrheitspartei vertreten ist und von dieser Seite her gegen alle unbequemen Fragen abgeschirmt wird, zeigt ein Bericht der Tiroler Tageszeitung vom 12.12.2006: Herr Landtagspräsident Ing. Mader sei "sehr ungehalten" geworden, als Abgeordnete des Tiroler Landtages beim Bericht des Landesrechnungshofes über die Marketing- und Sponsoraktivitäten dieses "landeseigenen Unternehmen" konkrete Zahlen z.B. von Werbemaßnahmen für Kraftwerksprojekte etc. hören wollten; diese Angaben wurden dann auch tatsächlich verweigert! Hierzu muss man wissen, dass Ing. Mader über lange Jahre hinweg Zentralbetriebsratsobmann der TIWAG war und sein Sohn Kommunikations- und Marketingchef der TIWAG ist.

Aber auch der neue Zentralbetriebsratsobmann der TIWAG sitzt wieder im Tiroler Landtag. Es ist dies der ÖVP-Abgeordnete Anton Pertl. Auch dieser Mandatar scheint weniger die Interessen der Bevölkerung, sondern viel eher die seines Brotgebers TIWAG zu verfolgen. Kaum frisch in den Landtag nachgerückt beorderte er einige seiner Kollegen aus anderen Firmen zu einer Pressekonferenz, in welcher die Segnungen neuer Kraftwerksbauten vorgestellt werden sollten. Das Ganze erinnerte sehr an die unseligen Zeiten von Zwentendorf und Hainburg, in denen ebenfalls Betriebsräte, Zentralbetriebsräte und Gewerkschafter für Megaprojekte von Energiekonzernen mobilisierten und eine gesellschaftliche Spaltung provozierten. Die Aktion war zu durchsichtig und kam in der Öffentlichkeit nicht allzu gut an.

Unerschrockene Matreier

Diese Tal gehört uns und nicht der TIWAG

Wenn nunmehr der große Pumpspeicher Raneburg im Tauerntal und ein unterer Pumpspeicherraum im Matreier Talboden in größere Ferne gerückt erscheinen, ist dies auch ganz wesentlich dem unerschrockenen Einsatz einer großen Zahl von Matreiern zu verdanken. Entgegen aller Versuche politischen und wirtschaftlichen Drucks ließen sie unmissverständlich erkennen, dass derartige Großeingriffe inmitten unseres Lebensraumes klar abgelehnt werden. Das Ergebnis der Nationalratswahlen bestätigte dann diese Haltung; die ÖVP erlitt einen Stimmenverlust von 15%; namhafte Mandatare dieser Partei hatten ja massiv das Kraftwerksprojekt propagiert. Daraufhin wird jetzt schmeichelweich mit der Bevölkerung geredet - die TIWAG allerdings plant weiter.

Insgesamt allerdings keine grundsätzliche Entwarnung:

Raneburg-Matrei ist noch keineswegs vom Tisch; die Alternativ-Planungen werden zusätzlich durchgeführt.
  • Auch ein Ausleitungskraftwerk würde den Tauernbach schwerstens beeinträchtigen und läge genauso im unmittelbaren Vorfeld des Nationalparks Hohe Tauern, für dessen Zustandekommen sich der Alpenverein viele Jahre lang intensiv eingesetzt und der erst vor wenigen Wochen seine internationale Anerkennung erreicht hat (s. u.) Es ergäbe sich ein erheblicher Imageschaden für den Nationalpark und Osttirols Ruf als Naturregion.
  • Die Schwall-, Geschiebe- und Sedimentproblematik würde sich über den Tauernbach hinaus auch auf die Isel und die obere Drau fortsetzen. Unsere Isel ist der letzte frei fließende Gletscherfluss der gesamten Alpen, die Drau ohnehin schon durch das Kraftwerk Strassen-Amlach beeinträchtigt.
  • Eine Errichtung eines Pumpspeichers im Landecktal nähme auch dort bedeutende Flächen in Anspruch. Zudem entstünde ein neues Gefahrenpotential für die Unterlieger.

Osttirol hat mit der Drau schon einen Fluss der TIWAG geopfert. Viele weitere Kraftwerke laufen ohnehin schon, einige weitere werden gerade gebaut - auch von der TIWAG (Dorferbach-Islitz, untere Schwarzach). Weitere, wenn auch kleinere Wasserkraftprojekte sind von Gemeinden und Privaten angemeldet.

Osttirols Landschaft und Natur ist zu schade, um für Spekulationsgewinne am Strommarkt oder für TIWAG-Zuwendungen an geldbedürftige Bürgermeister weiter geplündert zu werden.

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