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Postfach 166

Medienaussendung
Lienz, 7.7.2005

Wasser Osttirol

Stromkolonie Osttirol?

TT:

Staudammpläne stoßen in Osttirol auf Widerstand:
Der stärkste Verein im Bündnis ist der ÖAV. Die Sektionen Lienz, Matrei und Sillian mit ihren 3123 Mitgliedern und der Gesamtverband lehnen die Pläne der Tiwag strikt ab.

Tiwag - Pumpspeicher: Spitzenplätze für Osttirol!

Die zwei Pumpspeicherprojekte der Tiwag in Osttirol stehen - unmittelbar nach einem Großprojekt im Ötztal - an vorderster Stelle der landesinternen Reihung.

Leserbrief

Nun ist die Richtung klar: endlich liegt auch Osttirol einmal ganz vorne: bei den Chancen auf neue Pumpspeicherwerke der Tiwag. Morgen wird nämlich im Landhaus pompös das offizielle Ergebnis jenes internen Vorprüfungsverfahrens vorgestellt werden, welches die Tiroler Landesregierung zu den Tiwag-Optionen amtsintern durchgeführt hat (vgl. heutige Vorabveröffentlichung: www.dietiwag.org).

Alpentäler als AKW-Filialen?

Mit der "Vorprüfung" wurden jene Abteilungen der Landesregierung befasst, die die Projekte zu genehmigen hätten (weisungsgebundene Beamte); manche Expertenleistungen wurden zugekauft (das Land Tirol gab also Geld aus für die Aktiengesellschaft Tiwag!).

Prägraten:
Spatenstich für die Beerdigung des Optionenberichts?

In diesem über siebzigseitigen Bericht sind die Optionen in drei Gruppen eingeteilt; besonders positiv werden die Pumpspeicherwerke (1. Gruppe) beurteilt und in dieser Gruppe wiederum finden sich gleich nach einem Großprojekt im Ötztal die beiden neuzubauenden Tiwag-Pumpspeicherwerke Raneburg und Winkeltal.
Resolution:
Keine weiteren Wasserkraftwerke in Osttirol!

Die gleichzeitig angekündigten weiteren Schritte (Mediationsverfahren, Bürgerstellungnahmen etc.) werden diese Absichten kaum wesentlich ändern.

Die gleichzeitig angekündigten weiteren Schritte (Mediationsverfahren, Bürgerstellungnahmen etc.) werden diese Absichten kaum wesentlich ändern.

Nun wird auch die Zurückhaltung der ÖVP-Bezirksführung ein Ende haben; man hatte bislang ja argumentiert, man wolle über die Projekte erst sprechen, wenn die "Realisierung sicher" sei. Klar wird nun auch, warum seit Jahren die - von der Sachlage her klar erforderliche - Nominierung der Isel für Natura 2000 mit fadenscheinigsten Argumenten blockiert wurde. Ein Pump- und Jahresspeicher Raneburg hätte auch auf die Isel sehr deutliche nachteilige Auswirkungen.

Osttirol kann nun stolz sein: Wir dürfen mit unserer Landschaft einen vergleichsweise besonders großen Beitrag zur weiteren Gewinnerhöhung der Tiwag erbringen, die ja z.B. in unserem Nachbarland Italien mit "Wasserkraft aus den Tiroler Bergen" wirbt, mit "preiswerter und sicherer Stromversorgung", mit direkter Lieferung von Lienz aus und als besonderen Qualitätshinweis ins Treffen führt, dass sie bereits sechstgrößter Stromimporteur in Italien sei (www.tiwagitalia.it).

Nun kann auch die jüngste Gesetzesänderung zum Landeskulturfond Früchte bringen, nach welcher dieser auch an Nichtbauern anderswo erworbene Gründe verkaufen darf (z.B. Tauschgründe für das Tiwagprojekt im Winkeltal).

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Fazit:

Das Ergebnis dieser internen Arbeitsgruppe der Landesregierung ist für die Tiwag wunschgemäß ausgefallen: Ein Neubau vom Pumpspeicherwerken liegt im vorrangigen Interesse der Tiwag: Abgesehen von der Möglichkeit, weiteren billigen Atom- und Kohlestrom durch den Pumpbetrieb gewinnmäßig aufzuwerten, würde sich die Tiwag damit neue Wasserrechte für zusätzliche Wassernutzung über viele Jahrzehnte sichern; außerdem bestünde auf längere Sicht noch die Möglichkeit weiterer Beileitungen in diese Speicher.

Ein Speicher Raneburg mit seiner Abflussverlagerung vom Sommer in den Winter wäre überdies ein äußerst gewichtiges Argument der Tiwag für eine spätere Ausleitung der Isel zwischen Matrei und Lienz; damit ginge auch dieser letzte ökologisch intakte Gletscherfluss der Alpen endgültig verloren. Osttirol aber würde weitere wesentliche Teile seiner Identität einbüßen.

Unangesprochen von dieser vorliegenden Bewertung bleibt allerdings eine Reihe von Fragen, wie z.B.

  • die US-Eigentümer auf Veränderungen in schon verkauften und von der Tiwag zurückgemieteten Kraftwerken (in Osttirol betroffen: Heinfels, Amlach) reagieren werden,
  • Prüfung von energiemäßigen Alternativen (z.B. Biomasseverstromung) und deren soziale Akzeptanz nicht nur technisch-quantitative, sondern auch ethisch-qualitative Fragen wären zu berücksichtigen gewesen
  • Einbettung in das energiepolitische Umfeld - z.B. Vorsprung der Verbundgesellschaft in der Ausweitung der Pumpstromkapazitäten, entsprechende Maßnahmen von Schweizer Stromgesellschaften etc.
  • tourismuswirtschaftliche Fragen
  • Einsparungsmöglichkeiten (Substitutionsmaßnahmen, Lastverschiebungen, Effienzverbesserungen, preisliche Anreize ...)
  • Auswirkungen von Eigentümerwechsel (Teil- oder Ganzverkauf der Tiwag) auf die Wasserrechte und damit unsere Bevölkerung (z.B. keine Wasserentnahme oberhalb von Wasserfassungen ohne Zustimmung der Wasserrechtsinhaber)
  • Auswirkungen des hochriskanten spekulativen Stromhandels der Tiwag (zu dessen Absicherung ja lt. Wirtschaftsmagazin "Trend" diese Kraftwerksneubaten gedacht sind)
  • und - nicht ganz ohne Bedeutung - die soziale Akzeptanz dieser Großprojekte nicht nur bei Politmandataren, sondern in der Bevölkerung.

Dr. Wolfgang Retter, Sprecher "Netzwerk Wasser Osttirol"

www.dietiwag.org
Optionenbericht
www.tiwag.at
Tiwag verleast alte Kraftwerke und will neue bauen
Optionenbericht Osttirol
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