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Pumpspeicherkraftwerke in Osttirol?3. Ökologische Argumente |
Fachliche Prüfung Optionenbericht des Landes Tirol einschließlich Landkarten:
www.tirol.gv.at/raumordnung/optionenbericht
Die drei oder vier besten Argumente für den Bau neuer Großkraftwerke in Tirol. .. und was der Synthesebericht dazu meint |
Insgesamt wirken sich Kraftwerke nicht nur dort aus, wo sie gebaut werden (vor allem Pumpeicherkraftwerke), sondern haben Wirkungen weit flussabwärts. Das Tauernbachkraftwerk würde nicht nur den Tauernbach selbst, sondern auch die Isel und das Natura 2000-Gebiet "Obere Drau" massiv beeinträchtigen. Wasserhaushalt:Durch ein Tauernkraftwerk würde der Wasserhaushalt im Tauernbach, in der Isel und in der Drau völlig verändert. Es käme zu einer Verlagerung der Niederwasserperiode (= Zeitraum, in welcher der Fluss nur wenig Wasser führt) in den Sommer. An Gletscherflüssen wie der Isel fließen normalerweise in den drei Sommermonaten (Juni, Juli, August) ¾ der Jahreswassermengen ab. Durch das geplante Kraftwerk würde natürlich ein großer Teil davon zurückgehalten werden. Diese würden dafür dann im Winter in den Tauernbach, die Isel und die Drau geleitet. Schwall:Negative Auswirkungen entstünden ebenso durch das schwallartige Ablassen des Wassers in den Tauernbach, wie es bei Pumpspeicherkraftwerken üblich ist. Dies wirkt sich vor allem auf die Fischnährtiere und Jungfische extrem negativ aus. Die Reproduktion (Fortpflanzung) dieser Tiere findet vor allem während der Niederwasserzeit der Flüsse statt. Zu dieser Zeit finden sie geeignete Verhältnisse für die Fortpflanzung (das Wasser fließt langsamer, ist klarer, hat die optimale Temperatur, Stillwasserbereiche für das Ablaichen bilden sich). Wird nun aber während dieser Phase ständig schwallartig Wasser in den Fluss geleitet führt dies dazu, dass sich die für die Fortpflanzung optimalen Bedingungen nicht ausbilden können und viele Tierarten massiv beeinträchtigt werden und zum Teil auch aussterben. Zahlreiche wissenschaftliche Publikationen dokumentieren dies. Sedimenthaushalt:Durch die Veränderung des Wasserhaushaltes wird auch der Sedimenthaushalt unterhalb des Kraftwerkes verändert. Typisch für diese Gletscherflüsse ist eine hohe Sedimentationsfracht in den Sommermonaten (Hochwasserzeit) und fast keine Sedimente (klares Wasser) in der Niederwasserzeit (Herbst, Winter, Frühjahr). Der Sedimenthaushalt würde sich insofern verändern, dass sich im Speicher die Feinsande ablagern (Bsp: Magritzenspeicher), welche dann im Winter, wenn mehr Wasser abgelassen wird, wieder abtransportiert werden. Dies würde zu einer stärkere Trübung des Wassers im Winter führen, wodurch, wie bereits erwähnt, die Fische bzw. Tiere und somit das ganze Ökosystem massiv beeinträchtigt würden (z.B. dass Fischunterstände zusedimentiert werden). Grundwasserhaushalt:Die Veränderung des Sedimentationshaushaltes, vor allem durch die schwallartige Einschwemmung von Feinsedimenten aus dem Staubecken in das Flussbett, kann zur Kolmatierung (= Abdichtung des Flussbettes) kommen. Es gibt in jedem Fluss Exfiltrations- und Infiltrationsstrecken, also Strecken, wo Grundwasser in den Fluss herein strömt bzw. Grundwasser vom Fluss abgegeben wird. Durch Kolmation wird das Flussbett aber komplett abgedichtet. Es können betonharte Flusssohlen entstehen, wodurch der Grundwasseraustausch mit dem Umland unterbunden wird. Das hat natürlich auch ökologische Auswirkungen, weil der Grundwasserspiegel in den umliegenden Gebieten massiv beeinträchtigt wird (siehe oben: Volkswirtschaftliche Argumente). Auch die Selbstreinigungskraft des Flusses wird dadurch negativ beeinträchtigt. Geschiebehaushalt:Während der Hochwasserphasen kommt es zu einem verstärkten Geschiebetrieb (Transport von Geröll) in Fliessgewässern. Man spricht von einem "bettbildenden" Wasserstand, da es während dieser Zeit durch die großen Wassermengen als auch durch die transportierten Geröllmassen zu Veränderungen im Flussbett kommt. (z.B. Ufer und Inseln werden weggerissen und an anderer Stelle wieder angelagert usw.). Wird im Sommer nun durch die Verringerung des Wasserstandes weniger Geschiebe transportiert, bewirkt dies eine geringere Dynamik des Flusses (d. h. der Fluss verliert seine formende Kraft). So kommt es, dass Lebensräume, die von der Dynamik des Flusses abhängig sind (z.B. Alpenschwemmlingsfluren) mit ihrer spezifischen Tier- und Pflanzenwelt (z.B. Pflanzen, die gerne die vom Fluss neu gebildeten Lebensräume besiedeln, wie die stark gefährdete Tamariske) allmählich verschwinden. Die Drau hat derzeit schon tendenziell ein Geschiebedefizit. Durch das Kraftwerk am Tauernbach würde nun noch weniger Geschiebe in die Drau transportiert werden. Gewässerökologischer Supergau:Insgesamt haben wir aus ökologischer Sicht eine massive Beeinflussung von Tauernbach, Isel und Drau. Damit werden die alpenweit wohl einzigartigen Flussstrecken des Gletscherflusses Isel (30 km) und des Natura 2000 Gebietes Obere Drau (70km) massiv negativ beeinflusst. Fauna-Flora-Habitatrichtlinie FFH und Natura 2000:Die Isel gilt als letzter naturnaher Gletscherfluss der Zentralalpen. Es läuft ein Verfahren wegen einer Ausweisung zum Natura-2000-Gebiet. Deshalb ist eine Natura-2000-Verträglichkeitsprüfung derzeit unumgänglich. Auch für die als Natura 2000 ausgewiesene Drau ist eine Natura-2000- Verträglichkeitsprüfung notwendig. Widerspruch mit Wasserrahmenrichtlinie:Dieses Projekt widerspricht eindeutig der EU weit geltenden Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) Diese beinhaltet ein "Verschlechterungsverbot" für Gewässer. Der Tauernbach, die Isel und die Drau würden durch dieses Kraftwerk massiv beeinträchtigt und im Sinne der WRRL negativ beeinflusst werden, was aus Sicht dieser Richtlinie völlig unzulässig ist. |
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